Montag, 30. Januar 2012

Plaste und Elaste

Sozusagen ein Outfitpost
Ich kaufe gerne ein. Das endet nicht bei Klamotten, Taschen und Schuhen sondern reicht bis zu Lebensmitteln und Kosmetika. Ein Vorsatz für das neue Jahr: Mehr Qualität, weniger Quantität. Weg also von Viskose, Lederimitat und billigem Essen, hin zu hochwertigen Materialien und Inhaltsstoffen.

Beim Einkaufen kommen mir immer wieder zwei Dinge in die Quere: Zum ersten mein Preisbewusstsein. Der kleine Student in mir kann einfach keine 90 Euro für einen Rock ausgeben. Das Paket Bio-Schwarztee für zehn Euro tut genauso weh. Die andere Problematik: Viele Bekleidungsfirmen setzen konsequent auf Polyester, Synthetik und Viskose. Bestimmt haben diese Materialien seit den siebziger Jahren einiges an Qualität gewonnen, trotzdem sehe ich den Vorteil zu Wolle, Leder oder Seide nicht.

Versteht mich nicht falsch. Ich finde es wunderbar, wenn mein T-Shirt ein bisschen Elasthan hat, damit es in Form bleibt. Ich kann auch verstehen, dass billigste Ware nicht hochwertigste Fasern verarbeiten kann. Aber! Viele große und nicht gerade billige Firmen setzen auf die Plastikstoffe. Warum sollte ich einen Pulli kaufen auf dem zwar ein Label steht, aber der sich schon beim Anfassen nach Plastik anfühlt.

Wie lange habe ich nach einem Rundschal aus Wolle gesucht. Ein Schal ist in meiner Vorstellung das Ur-Woll-Gebilde. Aber da laufe ich durch die entsprechende Abteilung eines großen Kaufhauses und finde nur Schund. Eine harte Prüfung für meinen Vorsatz: Ein Kleidungsstück kann noch so billig sein, besteht es komplett aus Plastik, kommt es mir nicht in meinen Kleiderschrank.

Das macht mich manchmal etwas traurig. Ich sehe die perfekten Schuhe oder das perfekte Top, vielleicht sogar reduziert und dann der Blick auf das eingenähte Zettelchen. 50 % Polyester, 30 % Viskose und 20 % Polyacryl … schon wandert es wieder ins Regal.

Vielleicht ist es ein Luxus, dass ich nun auf Qualität achten kann, weil es mein Geldbeutel jetzt einfach zulässt. Aber es ist ja eigentlich wie immer. Verzichtet man darauf oft und dafür billig einzukaufen, kann man sich manchmal etwas Größeres leisten. Etwas, dass man gerade deswegen noch ein bisschen mehr liebt. Meinen tollen Rundschal aus Schurwolle und die passende Mütze aus Baby-Alpaca zum Beispiel (zu Weihnachten gewünscht, weil der kleine Student in meinem Kopf nicht Ruhe gab). Oder meine Lederjacke, die ich nach über einem Jahr Suche endlich gefunden habe. Und glaubt mir, diese billigen Lederimitat-Jacken sind nicht chic, sondern einfach panne.

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass es vor einigen Jahren noch weit mehr Baumwoll-Artikel bei den Bekleidungsketten gab. Oder täusche ich mich? Das blättern durch die Kataloge hat mich in 2011 jedenfalls nicht besonders glücklich gemacht, denn dort grassierte eine akute Plastikliebhaberei.

Woher kommt diese Renaissance von Plaste und Elaste? Wahrscheinlich ist es im Moment billiger oder besser zu verarbeiten, anders kann ich mir das nicht erklären. Ich hoffe nun, dass das auch nur ein Trend ist, der wieder abgelöst wird. Bis dahin werden viele Kleidungsstücke einfach ignoriert.

Und ich verspreche: Das nächste Mal kaufe ich auch den Bio-Tee.

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