Sonntag, 2. Oktober 2011

Guten Appetit

Burger, Pommes, Chicken Wings – auch kulinarisch sind die USA das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Hier steht es jedem frei so viele Transferfette, Kalorien und Geschmacksverstärker zu sich zu nehmen, wie er nur kann. Geht man dann etwas aus dem Leim, gründet man einfach eine Anti-Diskriminierungsgruppe für Fette, Fat-Pride zum Beispiel.
Auch die Wirtschaft hat da nichts gegen. Erschließt sich doch ein riesiger Markt. Von Klamotten in Übergrößen, über extrabreite Restaurantstühle bis zum Sarg für Dicke, es gibt einfach alles. Herrlich, da kann man sich so richtig gehen lassen.
Diese Denkweise gründet sich auf dem alten Prinzip, dass in den USA jeder so sein kann, wie er will. Freie Marktwirtschaft, Meinungsfreiheit und strenge Antidiskriminierungsgesetze. Eine weitere Institution in den USA basiert sogar auf dem noch älteren Prinzip „Auge um Auge, Zahn um Zahn“: die Todesstrafe.
Denn wer die Sicherheit des Landes verletzt, der hat sein Recht auf Leben nachhaltig verwirkt. Manchmal sogar dann, wenn Zweifel an der Schuld des Todeskandidaten aufkommen.

Eine letzte milde Geste war bislang, dass der Verurteilte seine Henkersmahlzeit selbst zusammenstellen konnte. Aber in Texas gibt es diese Wunsch-Mahlzeit jetzt nicht mehr. Keinen Bissen seiner Bestellung hatte ein Kandidat in der Todeszelle angerührt. Was fällt diesem Mörder überhaupt ein? Die Großzügigkeit des Staates so mit Füßen zu treten!
Im Angesicht des Todes kann man doch ohne Reue fressen. Keine Angst vor Kalorien, Fettleibigkeit oder Herzinfarkt. Tritt der Tod dann ein, entleeren sich Blase und Darm. Diese Schweinerei musste ja auch jemand wegmachen. Ein bisschen mehr Dankbarkeit kann man von dem Insassen also schon verlangen dürfen.
Ein Gutes hat das Ganze aber vielleicht dann doch: Nach einem Essen aus der Gefängniskantine möchte man vielleicht wirklich sterben.

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