TÜV-Plakette für fahrtüchtige Autos, Sterne für Hotels, Bio für das Ei: Klare Kennzeichnungen sind dem Deutschen wichtig. So kann er schnell Gut von Böse trennen und lässt sich nicht von Fakten verwirren.
Der Kleingärtner flaggt seinen Lieblingsverein oder seinen Lieblings-Formel 1-Fahrer, FDP-Mitglieder tragen blau-gelbe Krawatten und Türken fahren BMW 3er. So ist es richtig. Wer geht schon gerne zu einem kleingärtnernden Bayern-Fan, um sich ein Bio Ei zu leihen?
Am deutschen Wesen kann die ganze Welt genesen. Zum Glück hat das auch der Rest der Welt erkannt und Ordnung walten lassen: jeden Land seine eigenen Farben und seine eigene Flagge.
Der Super-GAU der deutschen EU-Gesandten, Günther Oettinger, kommt aus Baden-Württemberg und da ist die Welt zumindest noch auf der Flagge in Ordnung, nämlich schwarz-gelb. Oettinger fordert nun, dass endlich auch in Brüssel Ordnung herrsche.
We are all sitting in one boat, aber irgendwo hört die Freundschaft dann auf. Schuldensünder der Europäischen Union sollten gefälligst ihre Fahnen auf Halbmast flaggen. Trauer sollen sie tragen, dass die deutschen Steuerzahler für ihre Verschwendungssucht aufkommen müssen. Wer sich altrömische Dekandenz leisten kann, der kann auch an den Pranger gestellt werden.
So ist das, Deutschland kennt sich aus mit Stigmatisierung. Da sollen sich Griechenland oder Portugal nicht so haben, ein bisschen zu Kreuze kriechen hat noch keiner Wirtschaft geschadet.
Und übrigens, der HSV-Fan von nebenan könnte auch mal über Halbmast nachdenken.
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